Infoabend zu Gelenkersatz
Roboterarm „Mako“ revolutioniert Kniechirurgie, dennoch sei das Vertrauen in den Arzt entscheidend
Mehr als 150.000 künstliche Knie werden jedes Jahr in Deutschland eingesetzt. „Ohne Roboter kommt man auch ans Ziel. Für mich ist dieses assistierte OP-Verfahren jedoch der nächste Schritt im Bereich Kniegelenkersatz“, erklärte unser Direktor, Univ.-Prof. Dr. med. Rüdiger von Eisenhart-Rothe, bei unserer Patientenveranstaltung im Münchner Pressehaus. „Ich sehe es als große Chance. Es ermöglicht Patienten noch mehr Sicherheit, weniger Schmerzen nach der OP, eine längere Lebensdauer und eine bessere Funktion der Prothese.“
In leicht verständlichen Vorträgen informierten fünf unserer Ärzte die rund 200 Zuhörer, wie es zum Verschleiß des Kniegelenks kommt. Zudem zeigten sie auf, wie Patienten von der neuen Roboter-OP-Technik profitieren, die seit September 2019 an unserer Klinik bei Kniegelenkersatz-OPs wahlweise zum Einsatz kommt. Im Anschluss beantworteten sie beinahe zwei Stunden lang Fragen. Im Folgenden greifen wir einige heraus.
„Das Knie ist unser größtes Gelenk und daher von zentraler Bedeutung. Wenn durch Arthrose der körpereigene Stoßdämpfer kaputt geht, sinkt die Lebensqualität oft massiv“, erklärte Dr. med. Severin Langer. Bei fortgeschrittener Kniearthrose treten starke Knieschmerzen auf – auch in Ruhe oder nachts. Das Gelenk kann druckempfindlich und steifer werden. Schont sich der Patient und bewegt sich weniger, schwächt dies vor allem die Muskeln. Fehlstellungen wie X- oder O-Beine schwächen die Bänder zusätzlich. So kann sich das Knie instabil anfühlen.
Wenn konservative Therapien ausgeschöpft seien, der Alltag aufgrund der andauernden Schmerzen erheblich eingeschränkt und der Leidensdruck hoch sei, sollte man sich bezüglich eines künstlichen Knies beraten lassen, so Dr. Langer. Übergewichtige sollten bei Knieproblemen stets aber auch versuchen, Gewicht zu reduzieren. „Jedes Kilo zuviel belastet die Gelenke.“
„Der Roboter-Assistent bietet den Patienten noch mehr Sicherheit und ein besseres Ergebnis und uns Ärzten noch mehr Präzision – wir können die Eingriffe nach einer Computertomographie (CT) exakt in 3D planen und so noch genauer und knochenschonender operieren“, erklärte Dr. med. Claudio Glowalla. Am Wichtigsten ist dabei, dass die Prothese für jeden Patienten individuell optimal angespasst werden kann, basierend auf der Beinachse und der Bandspannung (kinematisches Alignment). Diese Planung wird dann mit Hilfe des Roboters exakt umgesetzt.
„Wir können damit aufs Grad genau sägen und entfernen nur, was weg muss“, ergänzte unser leitender Oberarzt, PD Dr. med. Florian Pohlig. „Der Roboter macht dabei nichts von alleine. Falls der Operateur vom zuvor errechneten Kurs abweicht, stoppt die Säge umgehend und verhindert auf diese Weise Verletzungen von Bändern und Gefäßen.“ Im Vergleich zu einer herkömmlichen Kniegelenkersatz-OP verspricht ein Eingriff mit „Mako“ daher eine optimierte, individuelle Versorgung mit verbesserten Ergebnis, einer schnelleren Rehabilitation und somit einer höheren Patientenzufriedenheit. Durch die Roboterunterstützung ist die Operation sicherer und der Knochenverlust geringer.“
Die Frage, ob auch die OP schneller verlaufe, verneinte PD Dr. med. Florian Pohlig: „Sie dauert auch mit „Mako“ zwischen 60 und 90 Minuten. Die Prothese braucht „ein bißchen Liebe“ bis sie perfekt angepasst und auch die optimale Bandspannung gefunden ist. Im Sinne unserer Patienten legen wir Wert auf ein langfristig optimales Ergebnis.“
*Stand: 31.03.2020
Ja. Für Versicherte von gesetzlichen Krankenkassen fallen keine Zusatzkosten an.
Ja. „In unserer Klinik erfolgen die Betreuung vor und nach dem Eingriff sowie die Nachkontrollen durch den Operateur persönlich“, erklärte Dr. med. Christian Suren. „Unsere Patienten haben stets einen festen Ansprechpartner, der ihren Heilungsverlauf verfolgt und beurteilen kann.“
„Der kluge Langstreckenläufer gelangt ans Ziel“, sagte unser Direktor, Univ.-Prof. Dr. med. Rüdiger von Eisenhart-Rothe, in seiner „ehrlichen“ Einschätzung. „Das Ergebnis muss langfristig gut werden, die Prothese soll 20 Jahre halten.“ Häufig sei der Ehrgeiz, bereits in den ersten Wochen „Alles“ zu erreichen, zu groß. Beispielsweise vorschnell auf Gehstützen zu verzichten, sei nicht sinnvoll. „lieber mit Gehstützen gut laufen als ohne Gehstützen schlecht“ und womöglich dann zu stürzen.
Durchschnittlich seien Patienten nach einer OP knapp eine Woche in der Klinik, danach etwa drei Wochen in der Reha.
Ob eine Kniegelenkersatz-OP bei ihren Krampfadern sowie einem offenen Bein mit besonderen Risiken verbunden sei, wollte eine Seniorin wissen. „Eine Gelenkersatz-OP ist ein wichtiger Eingriff für die Lebensqualität, aber keine lebenswichtige Entscheidung“, betonte PD Dr. med. Florian Pohlig. Es handle sich dabei nicht um einen Notfall-, sondern einen geplanten Eingriff. Dieser könne gut vorbereitet werden. Eventuelle Risiken könnten in Ruhe besprochen und notwendige Maßnahmen umgesetzt werden.
Vor einer Operation würde er dieser Patientin zunächst einen Termin bei einem Gefäßchirurgen koordinieren. Denn offene Stellen seien eine potentielle Gefahr für Keime. Erst bei optimal eingestellter Therapie würde er ein künstliches Knie implantieren, erklärte der Endoprothetik-Spezialist.
Komplikationen treten Gott sei dank selten auf. „Insgesamt haben Menschen mit Vorerkrankungen ein höheres Risiko – ein 130 Kilo schwerer Diabetiker mit Bluthochdruck ist gefährdeter als ein 50-Jähriger mit Normalgewicht und ohne gesundheitliche Probleme“, erklärte PD Dr. med. Florian Pohlig. Daher sei es wichtig, Patienten mit Risikofaktoren vorab gemeinsam mit interdisziplinären Kollegen „perfekt einzustellen“.
Das Alter sei bei einer Gelenkersatz-OP nur am Rande relevant – „man ist nicht zu alt für eine OP“. Es gehe rein um das biologische Alter: „Ein 85-Jähriger, der fit und gesund ist, kann noch lange von einem Gelenkersatz profitieren.“
Eine Infektion sei die von Patienten gefürchtetste Komplikation, verriet PD Dr. Pohlig. In unserer Klinik liegt das Infektionsrisiko in der Primärendoprothetik bei unter 1 Prozent: „Da wir auch viele große Prothesen sowie Tumorprothesen einsetzen, haben wir sehr gute Voraussetzungen. In unseren Operationssälen arbeiten wir mit modernsten Airflow-Systemen für sterile, hochreine Luft und tragen spezielle Helme, die Keime von Patienten fernhalten und so postoperative Wundinfektionen verhindern.“
„Wie bei jedem Fremdkörper besteht auch bei einer Knieendoprothese ein erhöhtes Risiko für eine Infektion, besonders wenn Bakterien von der Haut oder anderen Stellen des Körpers in die Blutbahn gelangen. Häufige Beispiele sind Schürfwunden oder eingewachsene Zehennägel, Blasenentzündungen und zahnärztliche Behandlungen“, erklärte Dr. med. Christian Suren, unser Funktionsbereichsleiter für septische Orthopädie. „In einem solchen Fall sollten Sie daher frühzeitig Ihren Hausarzt, Orthopäden oder Zahnarzt bezüglich einer Antibiotikaprophylaxe kontaktieren.“
Zwei Dinge seien dabei entscheidend, sagte Univ.-Prof. Dr. med. Rüdiger von Eisenhart-Rothe. „der Operateur und das Krankenhaus. Im Bereich Gelenkersatz ist der Operateur weiterhin der größte Unsicherheitsfaktor.“ Vor der Entscheidung für einen Eingriff sollten Interessenten daher unbedingt ein zertifiziertes Zentrum aufsuchen, um sicherzustellen, dass Spezialisten sich um sie kümmern und auch die Abläufe und Ergebnisse optimal sind. Als EndoProthetikZentrum der Maximalversorgung erfüllen wir sämtliche Qualitätsanforderungen. Wir haben uns auch verpflichtet, die Behandlungsergebnisse unserer Endoprothetik-Operationen konsequent zu überprüfen, Komplikation zu erfassen und uns am Endoprothesenregister Deutschland zu beteiligen.
Auf der Suche nach einem Spezialisten sollten Patienten schauen, welcher Operateur zu ihnen und ihren gesundheitlichen Bedürfnissen passt. Beispielsweise führen manche Kliniken keine Schlittenoperationen durch, eine Knie-OP mit Roboterunterstützung gibt es in Bayern bisher nur an zwei Kliniken (Stand: März 2020). Das heißt: Um eine optimale Behandlung zu erzielen, sollten Patienten genau nachfragen , ob der gewünschte Operateur Experte im benötigten Fachgebiet ist. Insgesamt hänge die Entscheidung für eine Klinik „sehr am Menschen“ – so der Experte. „Das Vertrauen in den Arzt ist dabei natürlich das wichtigste Kriterium.“
Eine große Klinik sei zudem generell von Vorteil insbesondere für Patienten mit Vorerkrankungen: Falls rund um die Operation ein Problem auftrete – beispielsweise an den Gefäßen oder am Herzen –, könnten Kollegen aus dem entsprechenden Fachgebiet umgehend dazugeholt werden.
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