Ersatz des Kniegelenks: endlich wieder schmerzfrei gehen
Mehr als 150.000 künstliche Kniegelenke werden jedes Jahr in Deutschland eingesetzt. Grund ist meist der fortgeschrittene Verschleiß des Kniegelenks (Gonarthrose). „Das Kniegelenk ist das größte und am stärksten belastete Gelenk unseres Körpers. Seine Konstruktion – mit Oberschenkelknochen, Schienbein und Kniescheibe – ist kompliziert und äußerst instabil. Das macht den Kniegelenksersatz besonders anspruchsvoll“, erklärt Klinikdirektor Univ.-Prof. Rüdiger von Eisenhart-Rothe.
Eine Standardlösung für die Behandlung gibt es nicht, denn jede Ausgangssituation ist anders. Um die individuelle Anatomie des Patienten bestmöglich berücksichtigen zu können, setzen die Gelenkspezialisten am EndoProthetikZentrum das Roboterarm-assistierte Operationssystem Mako ein. Es unterstützt den Operateur dabei, das Kunstgelenk hochpräzise einzupassen, um so eine optimale Balance zwischen Stabilität und Beweglichkeit zu erreichen.
In unserem überregionalen, zertifizierten EndoProthetikZentrum der Maximalversorgung (EndoTUM) verfügen wir über enorme Erfahrung und Expertise mit dem künstlichen Ersatz von Kniegelenken. Seit mehr als 50 Jahren ist unsere Klinik für Orthopädie und Sportorthopädie darauf spezialisiert. Unsere interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Kollegen weiterer Abteilungen des Klinikums rechts der Isar ermöglicht uns, auch Patienten mit sehr komplexen Problemen und schwerwiegenden Nebenerkrankungen bestmöglich zu helfen.
Unsere Diagnostik und unsere Operationstechniken orientieren sich stets an den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Auch durch eigene stetige Forschung können wir modernste, maßgeschneiderte Lösungen anbieten. Implantate setzen wir mit Navigation und minimal-invasiven, muskelschonenden Methoden ein. So können wir noch exakter und damit noch schonender operieren. Für Sie bedeutet dies: weniger Schmerzen und einen kürzeren Heilungsprozess. Als eine von derzeit drei Kliniken in Deutschland (Stand: März 2020) führen wir seit September 2019 Kniegelenkersatz-OPs mit Roboterunterstützung durch.
Mit der Munich School of Robotics and Machine Intelligence – allen Robotik-Professuren der TU München – hat unser Klinikum rechts der Isar ein neues Forschungszentrum gegründet. Unter dem Namen „Robotics and Machine Intelligence in medicine“ werden Ärzte, Ingenieure und Informatiker gemeinsam an der Zukunft der Gesundheitsversorgung arbeiten.
Höchste Präzision, weniger Schmerzen, schnellere Heilung, bessere Funktion: Diese Schlagworte beschreiben das neue Operationsverfahren mit dem innovativen Roboterarm „Mako“, welches wir als eine der ersten Kliniken in Deutschland für den künstlichen Teil- oder Komplettersatz von Kniegelenken anbieten. Es ermöglicht, die Prothese exakt der Anatomie des Patienten anzupassen. Ein großer Vorteil, denn „nur rund 15 Prozent der Menschen haben ein ganz gerades Bein“, erklärt Univ.-Prof. von Eisenhart-Rothe. Zudem kann dank „Mako“ die Prothese exakt im gewünschten Neigungswinkel eingesetzt werden. „Damit erzielen wir eine optimale Funktion des neuen Gelenks.“
Die Operation wird digital geplant. Auf Basis einer Computertomografie (CT) erstellen wir zunächst ein 3D-Modell des Kniegelenks. Per Computersimulation können wir anhand dessen die exakte spätere Position der Prothese im Knochen ermitteln. Ähnlich einem Navigationssystem unterstützt der Roboterarm den Operateur während des Eingriffs. Wie in der Simulation festgelegt, fräst der Arzt millimetergenau an den Knochen von Ober- und Unterschenkel. Weicht er nur minimal vom definierten Operationsbereich ab, stoppt der elektronische Assistent sofort. „Das gibt dem Patienten zusätzliche Sicherheit und spart Knochen“, so von Eisenhart-Rothe. Zudem lässt sich so verhindern, dass Bänder oder andere Weichteile beschädigt werden.
Optische Marker zeigen „Mako“ die genaue Position des neuen Kniegelenks und erlauben ihm, die Spannung der Kniebänder bei verschiedenen Bewegungen zu bestimmen. Damit erfolgt dann die Feinjustierung der Prothese. Die individuelle, gesunde Kniegelenks-Mechanik und somit die Beweglichkeit bleiben nahezu erhalten. Durch die minimal-invasive Technik und das knochensparende Fräsen ist die Genesungszeit kürzer als bei herkömmlichen Verfahren und es treten weniger Schmerzen nach der Operation auf.
Der Roboterarm ist keine autonom agierende Robotertechnologie. Das Assistenzsystem unterstützt und verfeinert die Arbeit des Operateurs. Dieser steuert den Roboterarm. Während des Eingriffs kann er jederzeit Änderungen vornehmen, wenn er diese für erforderlich hält.
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Auf Basis der ausführlichen Anamnese und der Untersuchungsergebnisse besprechen wir mit Ihnen, welcher Prothesentyp für Sie am besten geeignet wäre. Ein Überblick:
- Einfache Schlittenprothese
Die einfache Schlittenprothese ist die kleinste Variante einer Knieprothese. Wir setzen sie ein, wenn nur der innere oder der einer äußere Bereich des Kniegelenks abgenutzt, die stabilisierende Funktion der Bänder im Knie aber noch intakt ist. Die geschädigte Seite tauschen wir durch passgenaue Implantatteile aus und verankern sie sowohl im Oberschenkelknochen als auch im Schienbeinkopf. - Doppelschlittenprothese
Am häufigsten setzen wir eine Doppelschlittenprothese (Oberflächenersatz) ein. Mit dieser Prothesenform lässt sich die gesamte Oberfläche des Knies ersetzen. Wir verwenden sie daher, wenn beide Bereiche des Gelenks abgenutzt sind. Die am Knie befindlichen Bänder und der darunterliegende Knochen bleiben erhalten. - Gekoppelte Kniegelenk-Vollprothese
Patienten mit einem sehr schwachen Bandapparat oder einem großen knöchernen Defekt erhalten eine gekoppelte Kniegelenk-Vollprothese. Wir nutzen sie darüber hinaus häufig als Wechselimplantat, etwa wenn sich eine zuvor eingesetzte Schlittenprothese gelockert hat. Die Koppelung gibt dem Oberschenkel- und dem Unterschenkelanteil der Prothese eine gelenkige Verbindung. Auf diese Weise bleibt die größtmögliche Beweglichkeit erhalten. - Maßgeschneiderte Kniegelenksprothese
Hightech für ein optimales Kniegefühl: Eine Individualprothese ist ein exaktes Abbild des natürlichen Kniegelenks. Wir bieten sie als Teil- oder Totalersatz an. Häufig setzen wir sie bei jüngeren Patienten ein. Das einzigartige Implantat stellen wir mit Hilfe modernster Digitaltechnik her. Weil wir durch die perfekte Passform nur wenig Knochenmaterial abtragen müssen, steht für eine spätere Wechseloperation noch genügend eigener Knochen zur Verfügung. Weitere Vorteile dieser Prothese: Da sie unaufwändig an den Knochen angepasst werden kann, ist der Heilungsprozess kürzer. Aufgrund der Maßanfertigung sitzt das künstliche Gelenk meist vollkommen natürlich und fühlt sich auch so an. Gerade aktive Patienten, die weiterhin Sport treiben möchten, schätzen das Plus an Bewegungsfreiheit.