Häufige Fragen zum Thema „Septische Orthopädie“
Vor einem Sprechstundenbesuch beziehungsweise einer Operation gibt es in der Regel viele Fragen. Um Sie schon vorab zu informieren und Ihnen eventuelle Unsicherheiten zu nehmen, haben wir Ihnen nachfolgend häufige Fragen und Antworten rund um Infektionen an einer Endoprothese zusammengestellt.
Insgesamt ist ein stationärer Aufenthalt mit einer erhöhten Anfälligkeit gegenüber Infektionen mit Krankenhauskeimen verbunden. Woran liegt das? Viele ältere Patienten sowie Patienten mit Vorerkrankungen haben ein geschwächtes Immunsystem. In einer Klinik sind sie zudem mit einem anderen Keimspektrum konfrontiert als zu Hause. Ursache für den Großteil von Krankenhaus-Infektionen sind Bakterien. Weitere Gründe sind Viren und Pilze.
Viele der Erreger zählen zur normalen Keimflora gesunder Menschen und sind für diese in der Regel ungefährlich. Sind Patienten vorerkrankt, immungeschwächt oder haben offene Wunden, können bestimmte Erreger mitunter ernste Erkrankungen auslösen. Dazu zählen Lungenentzündungen, Harnwegsinfekte, Wundinfektionen, Sepsis und Durchfallerkrankungen.
Vereinfacht gesagt, unterscheidet man zwei verschiedene Arten von Infektionen an Kunstgelenken: Zum einen können während der Implantation der Prothese oder in den Tagen danach Keime aus der normalen Hautflora das Patienten auf das Implantat gelangen und sich dort festsetzen (Low Grade Infekt). Diese Bakterien sind an sich harmlos, auf einer Prothese jedoch können sie eine Abwehrreaktion des Körpers auslösen, die sich in unspezifischen Schmerzen und Schwellungen äußert und innerhalb weniger Jahre sogar eine Auslockerung der Prothese aus dem Knochen bewirken kann.
Die andere, sogenannte akute Form der Infektion entsteht entweder durch eine Infektion der Wunde mit krankmachenden, sich schnell vermehrenden Keimen oder auch noch Monate oder Jahre nach der Operation, wenn Bakterien von anderen Infektionsherden des Körpers über die Blutbahn auf das Implantat gelangen (High Grade Infekt). Quellen hierfür können Infektionen der Haut oder der Zahnwurzeln sein, aber auch Infekte an den Harnwegen oder dem Verdauungstrakt. Diese Art der Protheseninfektion wird meist von eindeutigen Symptomen wie Fieber, Rötung, Schwellung und Schmerzen des Gelenks begleitet.
Der wichtigsten Faktoren zur Vermeidung einer Besiedelung des Implantats während oder kurz nach der Operation sind Sorgfalt und Erfahrung des Operationsteams! Auf Sterilität im Operationsgebiet muss peinlichst genau geachtet werden. Dabei hat sich gezeigt, dass ein routiniertes und eingespieltes Team, das täglich mehrere dieser Eingriffe standardmäßig und nach einem streng festgelegten Ablauf durchführt, einen Schutz darstellt. Zusätzlich setzen wir in unserer Klinik schon seit Jahren Maßnahmen um, die über die normalen Sterilitätskriterien hinausreichen: Wir operieren in sterilen Ganzkörperanzügen in Reinstluft-Operationssälen, in denen die Luftströmung so gerichtet ist, dass sie das Operationsgebiet wie ein Vorhang schützt.
Was können Sie selbst vorbeugend tun? Vor einer akuten Infektion schützen Sie sich am besten, indem Sie bei Infektionen an anderen Stellen des Körpers frühzeitig Ihren Hausarzt oder Orthopäden kontaktieren und besprechen, ob kurzfristig ein Antibiotikum zum Schutz der Prothese eingenommen werden sollte.
Dies gilt auch vor Zahnwurzelbehandlungen, Blasen- oder Darmspiegelungen: Um zu verhindern, dass Keime in die Blutbahn gelangen könnten, sollten Sie zumindest am Tag des Eingriffs in Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt ein Antibiotikum einnehmen.
Infektionen mit ansonsten harmlosen Keimen der Hautflora rufen oft keine eindeutigen Symptome hervor und sind daher schwer zu diagnostizieren. Chronische unspezifische Schmerzen im gesamten Gelenk, wandernde Schmerzpunkte, wiederkehrende Schwellungen und Ergüsse oder nächtliche Ruheschmerzen können Anzeichen sein, die man ärztlich abklären lassen sollte. Zur Behandlung sollte man sich unbedingt in ein Zentrum mit entsprechender Erfahrung in der Diagnostik von Protheseninfektionen begeben.
Bei den akuten Infektionen wiederum spielt die Geschwindigkeit, mit der die Infektion festgestellt und behandelt wird, eine entscheidende Rolle. Bei plötzlich auftretenden Gelenkschmerzen, starker Schwellung, Rötung und einer Funktionseinschränkung des Gelenks, womöglich begleitet von Fieber und einem Krankheitsgefühl, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Das Implantat kann oft gerettet werden, wenn die Diagnose rasch gestellt und unverzüglich eine Therapie eingeleitet wird.
Meistens ja, denn die besten Chancen, die Infektion zu beherrschen, bietet die Kombination aus operativer und anschließender gezielter Antibiotika-Therapie.
In seltenen Fällen kann die Infektion mit einer dauerhaften Antibiotika-Therapie unterdrückt werden. Dieses Vorgehen stellt jedoch nicht die Therapie der Wahl dar. Sie kommt nur in Ausnahmefällen zum Einsatz, wenn das Risiko einer Operation bei schwer vorerkrankten Patienten zu groß wäre oder der Patient explizit keine Operation wünscht.
Ziel der Therapie ist es, die Infektion zu beherrschen, um anschließend eine neue Prothese in gesundem, nicht infiziertem Gewebe implantieren zu können.
Mit unserer Erfahrung auf dem Gebiet der Infektionen an Endoprothesen und als eingespieltes Team im Operationssaal gelingt uns dies in über 90 Prozent aller Fälle – was deutlich über der gängigen Erfolgsrate bei dieser schwerwiegenden Erkrankung liegt.
Ja, auch an großen Gelenken sind mehrere Prothesen-Wechseloperationen möglich. Hierzu bedarf es allerdings oft spezieller Implantate, vor allem aber benötigt das Operationsteam die entsprechende Erfahrung.
Als ausgewiesenes und zertifiziertes Zentrum für Wechselendoprothetik halten wir alle notwendigen Implantate bis hin zum Ersatz ganzer Röhrenknochen oder von Teilen des Beckens ständig vor. Alle Hauptoperateure unseres EndoProthetikZentrums der Supra-Maximalversorgung verfügen nicht nur über einen enormen Erfahrungsschatz auf dem Gebiet der Primärendoprothetik, sondern auch im Bereich der Wechseloperationen.
Ja, denn die besten Chancen, die Infektion zu beherrschen, bietet die Kombination aus operativer und anschließender gezielter Antibiotika-Therapie. Dies ist unverzichtbar, denn allein durch eine Operation kann die Infektion nicht bekämpft werden.
In der Regel schließt sich an die Operation eine bis zu zwölfwöchige Antibiotika-Therapie an.
Ist ein Austausch des Implantats erforderlich, entfernen wir zunächst die infizierte Prothese, danach folgt eine sechswöchige Antibiotika-Therapie. Im Anschluss kann das neue Kunstgelenk eingesetzt werden, gefolgt von einer weiteren sechswöchigen Antibiotika-Therapie.
Kann das Kunstgelenk erhalten werden, ist eine Operation zur Reinigung und Spülung des Gelenks mit anschließender dreiwöchiger Antibiotika-Therapie der Standard.
Bei der Behandlung einer Protheseninfektion müssen alle Rädchen perfekt ineinandergreifen: von der Diagnostik über die sorgfältige und präzise Reinigung des Gewebes, die maßgeschneiderte Antibiotika-Therapie bis hin zur richtigen Implantatwahl und einer technisch perfekten Wechseloperation. Nur ein spezialisiertes Team, das diese herausfordernde Behandlung als tägliche Routine durchführt, kann eine solche Therapie zum Erfolg führen.