Häufige Fragen zum Thema „Gelenkerhaltende Hüftchirurgie“

Vor einem Sprechstundenbesuch beziehungsweise einer Operation gibt es in der Regel viele Fragen. Gerne informieren wir Sie schon vorab über Behandlungschancen und Hintergründe im Bereich Gelenkerhaltende Hüftchirurgie. Unser Oberarzt und Funktionsbereichsleiter Dr. Ingo Banke hat häufige Fragen beantwortet.

Ich habe Schmerzen in der Hüfte. Soll ich erst einmal abwarten oder gleich zum Spezialisten gehen?

Hüftstechen, Leistenschmerzen, kommende und gehende Beschwerden sowie hüftbedingt eingeschränkte Alltags-, Arbeits- und Sportfähigkeit – solche Symptome sollten Sie abklären lassen. Auch gerne als Zweitmeinung. Es könnte zum Beispiel eine mechanische Ursache wie ein Femoroacetabuläres Hüftimpingement (FAI) vorliegen oder auch eine Fehlbildung des Hüftgelenks (Hüftdysplasie). Ohne frühzeitige Behandlung kann dies schon bei Jugendlichen gravierende Schäden am Hüftgelenk verursachen.

Beschwerden im Hüftbereich sollten Sie ernst nehmen. Durch Abwarten kann es zum vorzeitigen Gelenkverschleiß (Arthrose) kommen, schlimmstenfalls kann ein Gelenkersatz notwendig werden. Durch eine frühzeitige Untersuchung beim Experten können größere Eingriffe vermieden werden.

Können denn schon Jugendliche und junge Erwachsene einen Hüftschädigung haben?

Auf jeden Fall! Zwar bewegen sich die meisten Kinder und Jugendlichen eher zu wenig, aber es gibt auch die ambitionierten Nachwuchssportler. Ein sogenanntes Übertraining gerade in jungen Jahren mit anhaltend hohen Belastungen und zu wenig Regenerationspausen kann die noch offenen Wachstumsfugen negativ beeinflussen.

Kritisch sind insbesondere Stop-and-go-Sportarten wie Fußball oder Eishockey, aber auch solche mit extremeren Bewegungen wie Kampfsport, Ballett oder Yoga. Wer solch einen Sportart dreimal oder häufiger pro Woche ausübt, erhöht sein Risiko für ein Femoroacetabuläres Hüftimpingement (FAI) um das bis zu Drei- bis Fünffache – das belegen wissenschaftliche Studien.

Macht eine konservative Therapie Sinn?

Ist das Hüftgelenk selbst das Problem, können konservative Therapien in der Anfangsphase der Beschwerden Linderung bringen. Eine dauerhafte Lösung sind sie jedoch meist nicht: Die Beschädigung kann voranschreiten, weil das mechanische Problem fortbesteht – dass zum Beispiel der Buckel am Schenkelhals nicht in die Hüftpfanne passt (Cam), die Hüftpfanne den Hüftkopf zu weit überragt (Pincer) oder der Formschluss des Gelenks generell nicht ausreichend gegeben ist (Dysplasie). Das Femoroacetabuläre Hüftimpingement (FAI) gilt unbehandelt als die häufigste Ursache für einen vorzeitigen Gelenkverschleiß (Arthrose).

Wer also einfach die Zähne zusammenbeißt, kann damit gravierende Folgeschäden am Gelenk riskieren. Wichtig ist daher, die genaue Schmerzursache feststellen zu lassen. Nach einer Untersuchung kann der Spezialist eine geeignete Behandlung empfehlen.

Wann sollte man sich operieren lassen?

Bestehen die Beschwerden bereits mehrere Wochen oder noch länger und ist der klinische und röntgenologische Befund eindeutig, sollte eine Fehlbildung operativ korrigiert werden. Je früher der Eingriff erfolgt – also je weniger Knorpel und Gelenklippe beschädigt sind –, desto besser sind die Erfolgsaussichten.

Wichtig zu wissen: Auch eine starke Beschädigung der Hüfte kann mit nur geringen Beschwerden einhergehen. Diese Information geben wir regelmäßig auch an Mannschafts- und Vereinsärzte. Im Sinne ihrer Gesundheit und Leistungsfähigkeit gilt es für Sportler daher, genau auf ihren Körper zu achten.

Worauf muss ich mich bei einer gelenkerhaltenden Operation einstellen?

Wir operieren heutzutage überwiegend mittels Hüftarthroskopie, mit drei bis fünf wenige Millimeter großen Schnitten. Dieses minimal-invasive Vorgehen ist besonders gewebeschonend und ermöglicht eine schnelle Heilung. Größere Schnitte braucht es nur, wenn sehr ausgeprägte Fehlbildungen vorliegen oder bestimmte Regionen bei einer Gelenkspiegelung nicht ausreichend zugänglich sind.

Ziel der OP ist, die natürliche Gelenkform wiederherzustellen und beschädigte Strukturen wie Knorpel, Gelenklippe und Sehnen zu reparieren. Zwei bis drei Tage nach dem Eingriff dürfen Sie wieder nach Hause.

Wie geht es nach einer gelenkerhaltenden Operation – etwa einer Hüftarthroskopie – weiter?

Für zwei Monate erhalten Sie eine ambulante Physiotherapie. Zusätzlich verordnen wir standardmäßig eine Bewegungs-Motorschiene. Damit können Sie Ihr operiertes Bein passiv durchbewegen. Hierdurch soll einerseits die volle Beweglichkeit wiedererlangt und andererseits Narbenbildung vorgebeugt werden.

Zur Entlastung Ihrer Hüfte sollten Sie in der Regel in den ersten zwei bis vier Wochen nach der OP Unterarmgehstützen verwenden und drei Monate lang schwere körperliche Anstrengungen vermeiden.

Wie lange Sie arbeitsunfähig sind, muss individuell besprochen werden. Dies ist abhängig vom jeweiligen Beruf, der bestehenden Gelenkschädigung und dem operativen Vorgehen.

Wie sind die Erfolgsaussichten einer gelenkerhaltenden Operation?

Prinzipiell sehr gut. Wir behandeln auch viele Profisportler aus unterschiedlichsten Bereichen, die nach einer gelenkerhaltenden Operation wieder auf Spitzenniveau trainieren und an Wettkämpfen teilnehmen („return to sport“).

Entscheidend ist allein der Grad der Gelenkschädigung, mit der Patienten zu uns kommen. Ein frühzeitiger Eingriff ist daher wichtig, um das eigene Gelenk so lange es geht zu erhalten. Bei einem fortgeschrittenen Schaden muss sich der Patient möglicherweise auf sportliche Einschränkungen einstellen. In einem solchen Fall gilt es als Erfolg, wenn sich das Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks Jahre oder sogar noch Jahrzehnte hinauszögern lässt.

Die gute Nachricht: Nach einer Hüftarthroskopie sind die Erfolgschancen eines späteren Gelenkersatzes nicht eingeschränkt.

Welche Rolle spielt das Alter?

Prinzipiell zählen der Zustand des Gelenks und der jeweilige Anspruch. Auch bei über 60-jährigen Patienten kann man zum Beispiel ein Femoroacetabuläres Hüftimpingement (FAI) noch gut versorgen und damit einen Gelenkersatz hinauszögern oder im Einzelfall sogar ganz vermeiden. Das ist generell auch bei jungen Patienten das Ziel. Letztlich ist ein Kunstgelenk ein mechanisches Bauteil, das sich abnutzen und lockern kann. Dieses Risiko ist gerade im jüngeren sowie mittleren Alter höher, da Patienten in diesen Altersgruppen körperlich am aktivsten sind.

Wenn es der Zustand des Gelenkes noch zulässt, versuchen wir bei Patienten unter 50 beziehungsweise 60 Jahren* Gelenkersatz-Operationen zu vermeiden. Denn man muss immer berücksichtigen, dass zum derzeitigen Stand ein künstliches Gelenk in dieser Altersgruppe nicht lebenslang hält (Wechseleingriff).

*Insgesamt darf man aber nicht nach dem kalendarischen Alter gehen – entscheidend sind das biologische Alter und die individuelle Diagnose.

Ich habe schon einen Gelenkersatz. Kann mir da eine minimal-invasive Operation helfen?

Ja. Selbst wenn Sie bereits ein künstliches Hüftgelenk haben, kann eine gelenkerhaltende Operation zur Behandlung verletzter oder überlasteter Sehnen sinnvoll sein (Psoas Impingement, Glutealsehneninsuffizienz / -ruptur, Coxa saltans interna / externa), auch alternativ zum aufwendigeren Prothesenwechsel. Es wäre doch schade, einen gut funktionierenden Gelenkersatz unnötigerweise aufzugeben.

Aber auch bei Infektionen am eigenen und künstlichen Hüftgelenk kann die minimal-invasive Hüftarthroskopie eingesetzt werden. Bei der Diagnostik spielt sie eine Rolle aufgrund ihrer höchstmöglichen diagnostischen Genauigkeit zur schonenden Gewinnung von Gewebeproben. Im Bereich Therapie nutzen wir sie vor allem zur gewebeschonenden Spülung und damit zum Erhalt des eigenen Hüftgelenks.

Warum sollte ich mich in Ihrer Klinik operieren lassen – welche besondere Expertise bieten Sie mir?

Wir decken das gesamte arthroskopische und offene Spektrum der gelenkerhaltenden Hüftchirurgie ab. Auch in der operativen Versorgung von Amateur- und Spitzensportlern sind wir langjährig erfahren. Aufgrund unserer hohen Fallzahl mit mehr als 450 Eingriffen pro Jahr (arthroskopisch und offen) sind uns auch extrem ausgeprägte oder seltene Erkrankungsformen nicht fremd.

Als internationales Referenz- und Hospitationszentrum für gelenkerhaltende Hüftchirurgie und speziell Hüftarthroskopie arbeiten wir stets auf dem neuesten Stand der Wissenschaft und Medizintechnik. Unsere Patienten profitieren außerdem von höchst innovativen Behandlungsverfahren wie der autologen arthroskopischen Knorpelzelltransplantation oder der gewebeschonenden Reparatur der gerissenen Gelenklippe (Labrum).

Dass eine Klinik das volle Behandlungsspektrum anbietet, ist für Patienten mit Beschwerden an der Hüfte besonders wichtig. Denn das wahre Ausmaß der Beschädigung sieht man leider oft erst im OP.